FLORILEGIUM

OMNIS FERE GENERIS ARTIUM … Notizen zu Kunst und Kultur von Peter Päffgen

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Händel: Brockes-Passion

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 29. November 2019
Zuletzt aktualisiert: 07. Dezember 2019

Handel – Brockes-Passion, HWV 48
Academy of Ancient Music, Leitung: Richard Egarr
Choir of AAM, Elizabeth Watts, Robert Murray, Cody Quattlebaum, Gwilym Bowen, Tim Mead, Ruby Hughes, Nicky Spence, Rachael Lloyd, Morgan Pierse
Aufgenommen im April 2019, AAM007
3 CD und 220 S. Booklet in Schuber, im Vertrieb von Naxos
… vortreffliches geistliches Oratorium …

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TitelseiteBarthold H(e)inrich Brockes (Hamburg 1680–ebda. 1747) war Dichter und ist heute hauptsächlich bekannt für seine Gedichtesammlung „Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten“, die bis 1748 in neun Bänden erschienen ist. Sein Vater (Bernard Brockes) stammte aus einer angesehenen und wohlhabenden hanseatischen Kaufmannsfamilie, aus deren Kreis zwei Bürgermeister von Lübeck hervorgegangen sind.
Hier vier Strophen aus einem der Gedichte (aus „Irdisches Vergnügen in Gott“):

Ich sahe mit betrachtendem Gemüte
jüngst einen Kirschbaum, welcher blühte,
in kühler Nacht beim Mondenschein;
ich glaubt, es könne nichts von größerer Weiße sein.

Es schien, als wär ein Schnee gefallen;
ein jeder, auch der kleinste Ast,
trug gleichsam eine rechte Last
von zierlich weißen runden Ballen.

Es ist kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt,
– indem daselbst des Mondes sanftes Licht
selbst durch die zarten Blätter bricht –
sogar den Schatten weiß und sonder Schwärze hat.

Magda Marx-Weber, die Autorin des Artikels „Barthold Heinrich Brockes“ [in https://de.wikipedia.org/wiki/Barthold_Heinrich_Brockes] meint, „Der Ton des Irdischen Vergnügens traf zwar durchaus auf breite Zustimmung und fand Nachahmer, wurde aber zum Beispiel von Johann Jakob Breitinger und Johann Christoph Gottsched bereits kritisiert und im Zuge der literarischen Aufklärung dann zunehmend als dürftig und nichtssagend angesehen; zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Autors wusste man dieser Dichtung nichts mehr abzugewinnen.“ Und tatsächlich wirkt Brockes‘ Gedicht irgendwie „aus der Zeit gefallen“, hölzern. Die beiden ersten Zeilen (Gemüte—blühte) könnten zudem – man erlaube dem Rezensenten diese Plattitüde! – als Gedicht von Heinz Erhardt (1909–1979) weitergeführt werden.

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PASSIO – Music for Holy Week & Easter

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 07. Mai 2019
Zuletzt aktualisiert: 29. November 2019

IMG 2890 beschnittenPASSIO – Music for Holy Week & Easter
Werke von Allegri, Johann Sebastian Bach, Telemann, Schütz, Gesualdo, Pasquini, Sturla, Händel, Haydn, Palestrina, Pergolesi, Tallis, Arvo Pärt, Carl Philipp Emanuel Bach
Diverse Interpreten, aufgenommen zwischen 1978 und 2013, erschienen ℗ 2018
BRILLIANT CLASSICS, 25 CDs in Schuber, 95653
… Technisch wie musikalisch […] von höchster Qualität …

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Passionen sind Berichte vom Leiden und Sterben Jesu, wie sie uns von den Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes im Neuen Testament überliefert sind. In den frühen christlichen Jahrhunderten sind diese Passionen in der Karwoche und an Ostern im Rahmen von Prozessionen zu den heiligen Stätten in Jerusalem verlesen worden. Später wurden sie dann gesungen und veränderten sich dabei entsprechend den jeweils vorherrschenden stilistischen Gegebenheiten und Moden. Und sie wurden erweitert. Kontemplative Elemente wie Choräle und Arien kamen hinzu. Diese waren nicht handlungstragend, sondern kommentierten das „Geschehen“.

Dass die Passionsgeschichte „mit verteilten Rollen“ gesungen und vorgetragen wird, wie wir es heute kennen, geht auf vorreformatorische Praktiken zurück, wurde aber nach Luther übernommen und zum Standard. Vorher ist die Passionsgeschichte in lateinischer Sprache und im Duktus des Gregorianischen Chorals gesungen worden.

Im Sühneopfer am Kreuz erfüllt der Messias seine göttliche Mission für das Heil der Menschen und offenbart sich auf diese Weise als Gottes Sohn. Dies unterstreicht die zentrale Bedeutung des Ostergeschehens für das Kirchenjahr und erklärt die Ansprüche, die an die künstlerische Ausgestaltung speziell der Passionsmusiken gestellt worden sind und werden. Dass wegen eben dieser Bedeutung immer schon Komponisten ersten Ranges an der musikalischen Ausgestaltung von Passionen mitgewirkt haben, versteht sich von selbst.

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English Airs and Tunes

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 20. März 2019
Zuletzt aktualisiert: 20. März 2019

A Fancy Fantasy on English Airs and TunesA Fancy – Fantasy on English Airs and Tunes
Rachel Redmond, soprano; Le Caravansérail, Bertrand Guiller
Aufgenommen im November 2016, erschienen ℗ 2017
harmoniamundi.com/ HMM 902296
… vitales, farbenfrohes Bild der wiederauferstehenden englischen Musik …

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Englische Musik des 17. Jahrhundert. Sie steht unter dem Einfluss der „Restoration“ oder – präziser gesagt – der „Stuart-Restoration“ (1660–1689). Es war die Zeit der Könige Charles II. (1630/1660–1685) und James II. (1633/1685–1701) aus dem Haus Stuart, die dafür gesorgt haben, dass die im Umfeld eines Bürgerkriegs zeitweise abgeschaffte Monarchie wieder eingeführt wurde. Der Lordprotektor Oliver Cromwell war 1658 gestorben. Sein Regierungssystem hatte sich als nicht tragfähig erwiesen, sein Sohn Richard als unfähig, die Nachfolge anzutreten und sich in dem Amt zu bewähren. 1689 gab es eine „Glorious Revolution“, der bereits 1668/69 zum Katholizismus konvertierte König James II. wurde vertrieben.

Zeiten des Krieges sind keine guten für Kunst und Musik, umso mehr dann, wenn die Kriege religiösen Hintergrund haben. In London florierten zwar im 17. Jahrhundert die Theater, höfische oder häusliche Musik wurden allerdings wenig gepflegt.

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Paganini am Fortepiano

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 22. September 2018
Zuletzt aktualisiert: 30. Oktober 2019

Paganini at the Piano CDPaganini at the Piano: Arrangements and Variations by [Mark] Hambourg, [Ferruccio] Busoni, [Michael] Zadora, [Ignaz] Friedman und [Boris] Papandopulo
Goran Filipec, Piano
Aufgenommen im Februar 2017, erschienen ℗ 2018
GRAND PIANO GP769, im Vertrieb von NAXOS
… Filipec hat die spielerische Virtuosität, um die leicht perlende Eleganz auf dem Klavier umzusetzen …

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Nein, hier wird keine Klaviermusik von Nicolò Paganini vorgespielt, hier geht es um Bearbeitungen von oder Variationssätze über Kompositionen des Teufelsgeigers: „Das vorliegende Album enthält in der Hauptsache die Musik von Pianisten, die um 1900 dem Vorbilde Liszts folgten und ihrerseits den »grandiosen Stil« repräsentierten“ heißt es im Booklet. Der „grandiose Stil“ ist eine romantische Spielart, „die sich durch große musikalische Linien, einen deklamatorischen Charakter und brillante, kräftige pianistische Effekte auszeichnete und die wohl bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts weiterwirkte“ (ebda.).

Franz Liszt hat verschiedentlich Werke des großen Konzertrepertoires seiner Zeit für Klavier bearbeitet – unter ihnen alle neun Symphonien von Beethoven, Opernparaphrasen nach Bellini, Donizetti, Verdi oder Richard Wagner und auch, als „Grandes Études de Paganini“, fünf der vierundzwanzig Violin-Capricen von Nicolò Paganini. Gerade diese virtuosen Schaustücke haben immer wieder Instrumentalisten fasziniert und angeregt, sie für ihr eigenes Instrument zu bearbeiten. So beginnt auch die CD mit „Variations on a theme by Paganini“ von Mark Hambourg (1879–1960). Das Thema: Capriccio Nº 24.

Was wird auf der CD geboten? Stücke komponierender Pianisten … allerdings von solchen, die mit ihrer Musik nicht unbedingt zu Weltruhm gelangt sind … sieht man von Ferrucio Busoni (1866–1924) ab. Von ihm hören wir „Introduzione e Capriccio (Paganinesco)“ von 1909 (bzw., in einer zweiten Auflage, von 1925). Busonis „Capriccio“ besteht aus Variationen über und Paraphrasen zu musikalischem Material aus Paganinis Capricen  Nº 11 und 15. Was die jeweiligen Ursprungskompositionen angeht, haben die meisten Bearbeiter das populäre Thema aus der Nº 24 benutzt. Dabei handelt es sich um das berühmteste und zweifellos eingängigste Capriccio, das besonders durch Sergej Rachmaninovs „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ für Klavier und Orchester (UA 1934 in Baltimore/Rachmaninov am Klavier/ Philadelphia Orchestra, Leopold Stokowski) berühmt geworden ist und auch sonst durch zahllose Zitate und Bearbeitungen.

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Li Due Orfei …

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 27. August 2018
Zuletzt aktualisiert: 29. November 2019

LI DUE ORFEI
Giulio Caccini, Jacopo Peri
Marc Mauillon, canto; Angélique Mauillon, arpa doppia a tre registri
Aufgenommen im Februar 2015, erschienen ℗ 2016‘
Arpa doppia a tre registri: Simon Capp, Somerset (UK), 2014
OUTHERE, ARCANA A 393, im Vertrieb von Note-1
… eine für diese Musik optimale musikalische Einheit …

♦LI DUE ORFEI CD|♦|♦|♦|♦

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Giulio Caccini (1551–1618) und Jacopo Peri (1561–1633) haben sich – zusammen mit Emilio de Cavalieri (ca. 1550–1602) und Vincenzo Galilei (ca. 1528–1591) – zusammengetan, um einen völlig neuen musikalischen Stil zu entwickeln, einen neuartigen Gesangsstil resp. die entsprechende instrumentale Begleitung. Es entstanden der „stile rappresentativo“ und der „basso continuo“ – beides in Anlehnung an einen historischen Gesangsstil, den man freilich nur aus philosophischen, theologischen, und gar mathematischen Abhandlungen kannte bzw. rekonstruiert hatte. Der „stile rappresentativo“ wurde auch „stile recitativo“ genannt und genau das war er: eine Art des Sprechgesangs. Die neuen Theoretiker forderten eine völlige Abkehr von der hoch entwickelten Polyphonie und dafür die als Rückwendung empfundene Konzentration auf eine mit Akkorden begleitete Einstimmigkeit – die begleitete Monodie. Dies weiterführend ist schließlich die Oper entstanden, auch das Oratorium.

Orpheus war eine Figur der griechischen Mythologie, ein Poet, der sich selbst auf der Lyra begleitete. Er verkörperte das ästhetische Ideal schlechthin, den Dichter und Sänger, der mit seiner Kunst förmlich Berge versetzen konnte, wilde Tiere zähmen und sogar Götter günstig stimmen. Die Favola in Musica „L’Orfeo“ von Claudio Monteverdi wird oft als erste Oper der Musikgeschichte bezeichnet und wurde 1607 in Mantua uraufgeführt. Sie erzählt die Geschichte der Liebe zwischen Orpheus und Euridice:

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… mehr Paganini gibt’s nicht!

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 26. August 2018
Zuletzt aktualisiert: 22. September 2018

Paganini Complete EditionNicolò Paganini: Complete Edition, erschienen im Gedenken an Pietro Mosetti Casaretto (gest. 2012), den Gründer des Labels DYNAMIC
Diverse Interpreten, darunter Ruggiero Ricci, Massimo Quarta, Leonidas Kavacos und Salvatore Accardo, Violine; das Orchestra of the Teatro Carlo Felice di Genova unter Massimo Quarta; das Nordwestdeutsche Radio-Symphonie-Orchester unter Ernest Bour; The Chamber Orchestra of Europe unter Franco Tamponi; das RIAS-Orchester unter Jacques Delacôte; das Polish Radio Symphony Orchestra unter Kees Backels; das Orchestre Symphonique von Radio-Télé Luxembourg; das Quartetto Paganini; Giuseppe Briasco, Maurizio Preda, Adriano Sebastiani und Guido Fichtner, Gitarre; Marco Pasini, Klavier und diverse andere
Aufgenommen zwischen 1973 und 2018
40 CDs, DYNAMIC
CDS 7734.40, im Vertrieb von NAXOS

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Der Name Nicolò Paganini (1782–1840) steht für Geigen-Virtuosität … meint auch Danielo Prefumo, der ebenso kompetente wie schreibgewandte Autor der liner notes zu dieser opulenten Edition: „It is practically impossible to speak of the violin without mentioning Paganini, for in the history of this string instrument Paganini was a veritable milestone, in that what came before him is definitely and without a shade of doubt different from what came after him.“
Vierzig CDs, das sind rund vierzig Stunden Musik. Natürlich sind nicht alle Aufnahmen neu entstanden … dafür haben die Herausgeber aber die Chance gehabt, legendäre ältere Produktionen in das Programm aufzunehmen. Die Paganini-Edition ist durch ein paar Neuentdeckungen ergänzt worden – außerdem durch Huldigungen seitens anderer Komponisten an den Geiger und Komponisten. Johann Nepomuk Hummel (1778–1837) hat auf Stücke von Paganini Bezug genommen, ebenso Ignaz Moscheles (1794–1870), Franz Liszt (1811–1886) Robert Schumann (1810–1856) und andere … alles Werke für Klavier, die Marco Pasini im März und Mai der Jahre 2000 und 2003 eingespielt hat. Immer wieder waren es dabei Paganinis Capricen op. 1, die zeitgenössische oder spätere Komponisten zu eigenen Werken inspiriert haben. Rund hundert Jahre nach ihrem Entstehen schrieb Luigi Dallapiccola (1904–1975) seine „Sonatina Canonica su Capricci di Nicolò Paganini“ für Klavier. Auch ihre vier Sätze sind auf der CD „A Tribute to Paganini Vol. 1 und 2.“

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BWV … or not?

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 17. August 2018
Zuletzt aktualisiert: 27. August 2018

BWV or not CDJohann Sebastian Bach: BWV … or not?
Gli Incogniti, Amadine Beyer
Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Georg Pisendel, Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Gottlieb Goldberg, Silvius Leopold Weiss
Aufgenommen im Februar 2017, erschienen ℗ 2017
harmonia mundi HMM 902322, im Vertrieb von Helikon Harmonia Mundi
… Amandine Beyer und ihr Ensemble Gli Incogniti zelebrieren die himmlische Musik auf höchst elegante Art …

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Dass zahlreiche Kompositionen von Johann Sebastian Bach für andere, als die ursprünglichen Besetzungen, transkribiert worden sind und werden, wissen wir. Dass aber Bach höchstselbst Stücke von Kollegen bearbeitet und diese danach herausgebracht hat, ohne dabei den jeweils eigentlichen Schöpfer zu erwähnen, das wird viele Musikfreunde erstaunen. Aber er hat’s getan … häufiger sogar, als man denken mag.

Es waren andere Zeiten: Die Begriffe „Autor“, „Recht“, „Patent“ oder „geistiges Eigentum“ hatten nur wenig Bedeutung. Jede Erfindung wurde umgehend zur Beute dessen, der sich ihrer bemächtigen wollte. Das Warum und insbesondere das Wie hatten vor dem Was den Vorrang. Man kopierte, um etwas zu studieren, um zu experimentieren, rascher voranzukommen, weil man von irgendeinem wichtigen Herzog unter Druck gesetzt wurde, aber auch, um jemanden aus Zuneigung oder aus politischen Gründen zu ehren und sogar – wenn die Vorlage berühmt war – um eines rhetorischen Effekts willen. Was die Fälschungen betrifft, so geschahen sie überwiegend aus kommerziellen Gründen: Ein großer Name vermochte alte oder minderwertige Kompositionen aufzuwerten. [Olivier Fourés im Booklet S. 16]. Ob man „echte“ Werke von Johann Sebastian Bach als solche erkannte oder erkennen musste – etwa an der musikalischen Handschrift oder der Qualität – wird immer wieder aufs Neue diskutiert und es gibt tatsächlich Werke, bei denen sich Musiker und Wissenschaftler bis heute nicht entscheiden können, ob sie zurecht in Wolfgang Schmieders „Bach-Werke-Verzeichnis“ (BWV) stehen oder von anderen Komponisten stammen.

Die auf vorliegender CD eingespielte Sonata für Violine und basso continuo von Johann Georg Pisendel (1687–1755) beispielsweise ist als BWV 1024 bekannt, dann aber mit dem Vermerk „doubtful attribution“ versehen. Amandine Beyer und Baldomero Barciela, zwei Musiker des Ensembles „Gli Incogniti“, liefern für dasselbe Werk Argumente für oder gegen die Autorenschaft Bachs … es beginnt mit einem „Adagio“, einem „rhapsodischen Rezitativ mit überraschenden Wendungen, das an die Konzerte erinnert, die Vivaldi (1678–1741) für eben diesen Pisendel schrieb“. Klare Verhältnisse? Dass Vivaldi für Pisendel Konzerte geschrieben hat oder – sagen wir – dass Pisendel Konzerte von Vivaldi verwendet hat, wie es auch Johann Sebastian Bach getan hat, zeigt noch einmal, wie Komponisten des 18. Jahrhunderts mit dem Material ihrer Kollegen umgegangen sind. Urheberrechtsgesetze hat es noch nicht gegeben, auch keine GEMA.

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Mörder & Mordopfer

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 26. Juli 2018
Zuletzt aktualisiert: 27. August 2018

Assassini Assassinati CDRepicco: Assassini Assassinati
Werke von Albertini, Pandolfi, Meali, Stradella, Albertini u.a.
Repicco: Kinga Ujzászi, Violine; Jadran Duncumb, Theorbe
Aufgenommen im März 2017, erschienen ℗ 2017
Ambronay Records AMY 308, im Vertrieb von Harmonia Mundi
… exzellent aufeinander eingespielt …

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Assasini sind Mörder – Assassinati Mordopfer. Gut, aber was haben die einen wie die anderen mit barocker Kammermusik zu tun? Sie kann so schlecht nicht gewesen sein, die Musik, dass man Komponisten oder Interpreten zur Strafe für sie umgebracht hätte.
Wer waren die Komponisten, die jetzt unter „Assassini Assassinati“ firmieren? Und was haben sie verbrochen?

Ignazio Albertini (1644–1685)
Biagio Marini (1594–1663)
Bellerofonte Castaldi (1581–1649)
Giovanni Antonio Pandolfi Mealli (1624–1669)
Alessandro Stradella (1639–1682)

Der Erste der Liste, Ignazio Albertini, wurde am 22. September 1685 in Wien erstochen. Dort war er zu der Zeit Kammermusiker der Kaiserinwitwe Eleonore (1630–1686). Geboren war Albertini in Mailand – das jedenfalls lässt François-Joseph Fétis‘ Eintrag in seiner „Biographie Universelle et Bibliographie générale de la Musique“ (deuxième Édition, Paris 1873, Bd. 1, S. 54) vermuten: „ALBERTINI (Ignace), Milanais, compositeur de musique instrumentale, vivait sous le règne de l’empereur Léopold 1er, a qui il dédia un œuvre de douze sonates pour violon . Cet ouvrage a été publié à Vienne, en 1690.“
Alessandro Stradella wurde am 25. Februar 1682 von einem Unbekannten in Genua auf der Straße niedergeschlagen, wo er wenig später starb. Stradella hat ein so mit Abenteuern gespicktes Leben geführt, dass es immerhin drei Komponisten des 19. Jahrhunderts zu Opernstoffen inspiriert hat (Louis Niedermeyer, „Stradella“, UA 1837; César Franck, „Stradella“, UA 1841; Friedrich von Flotow, „Alessandro Stradella“, UA 1844). In finanzielle Skandale war er verwickelt, auch in erotische und das hat ihm nicht nur Freunde eingebracht. Wer weiß, vielleicht war einer seiner Nebenbuhler sein Mörder?

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Mein Hut, der hat drei Ecken!

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 20. Juli 2018
Zuletzt aktualisiert: 27. August 2018

Il Carnevale di Venezia CDIL CARNEVALE DI VENEZIA
Eduard Brunner, Clarinetto; Münchener Kammerorchester; Hans Stadlmair
Werke von Cimarosa, Donizetti, Mercadante, Rossini
Aufgenommen im Juni 1988, erschienen ℗ 2018
TUDOR in Coproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk 7506, im Vertrieb von NAXOS
… in exzellenter Qualität …

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Als „Mein Hut, der hat drei Ecken“ kennt man im deutschsprachigen Raum das venezianische Volkslied „O mamma mia“. Niccolò Paganini hat es mit seinen 1829 erschienenen Variationen für Violine solo (op. 10) auch außerhalb Italiens bekannt gemacht … und als Thema für Variationssätze machte es danach schließlich Karriere.
Die vorliegende CD dokumentiert die Geschichte der genannten Canzonetta – außerdem die der Klarinette als Orchester- und Kammermusikinstrument.
Ihr [der Klarinette] unmittelbarer Vorläufer war das Chalumeau, ein Holzblasinstrument mit zylindrischer Röhre und einfachem Rohrblatt. Johann Christoph Denner (1655–1707), der schon an der Entwicklung des Chalumeaus beteiligt gewesen war, soll dann die Idee gehabt haben, „eine neue Art von Pfeiffen-Wercken, die so genannte Clarinette zu der Music-Liebenden großen Vergnügen“ zu bauen – so jedenfalls berichtet Johann Gottfried Walther (1684–1748) in seinem Lebenswerk, dem für die damalige Zeit monumentalen Musikalischen Lexicon von 1732. Auch die Klarinette hatte ein einzelnes Rohrblatt, allerdings auch eine Zusatzklappe zum Überblasen. Die Klarinette der klassischen Zeit, wie wir sie aus verschiedenen Werken Mozarts kennen, hatte dann acht Grifflöcher und meistens fünf Klappen.

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500 Jahre Reformation – Musik zum Lutherjahr 2017

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Geschrieben von Peter Päffgen
Hauptkategorie: Gehört
Kategorie: 500 Jahre Reformation
Veröffentlicht: 15. Dezember 2017
Zuletzt aktualisiert: 05. April 2018

Neuerscheinungen anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ im Jahr 2017. Die folgenden Kurzbeschreibungen werden jeweils mit den Originalbeiträgen und Rezensionen verlinkt.

Lucas Cranach Martin Luther 3Reformation 1517–2017
Choir of Clare College, Cambrindge, Ltg. Graham Ross
Bach Cantatas BWV 79 & 80 und Werke von Johann Krüger, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johannes Brahms, William Croft, Ralph Vaughan Williams und Martin Luther
Aufgenommen im April 2017, erschienen 2017
Harmonia Mundi HM 902265

Luthers Laute

Franz Vitzthum, Countertenor; Julian Behr, Laute
Werke von Martin Luther, Ludwig Senfl, Heinrich Finck, Hans Newsidler, Josquin Desprez
Aufgenommen im November 2014, erschienen 2015
CHRISTOPHORUS CHR 77388, im Vertrieb von Note-1

Luther und die Musik
CD 1: Luther in Rom; CD 2: Musikabend im Hause Luther; CD 3: Martin Luther und die Musik; CD 4: Ludwig Senfl; CD 5: Der Gegenspieler Albrecht von Brandenburg; CD 6: Leonhard Paminger; CD 7: Psalmen und Chansons der frankophonen Reformation; CD 8: Michael Altenburg: Festmusik zur Reformationsfeier 1617; CD 9: Gert Westphal liest Texte von Martin Luther
Aufnahmen von 1966, 1982, 1999, 2002, 2007, 2012, 2015
CHRISTOPHORUS, 9 CDs, CHR 77403, im Vertrieb von Note-1

Ein feste Burg: Luther in der Musik
Werke von Schütz, Franck, Vulpius, Walter, Altenburg, Buxtehude, Bach, Jacobi, Eccard, Praetorius, Schein, Reger, Kleemasnn, Langlais, Schnyder
Interpreten: Ludwig Güttler, Friedrich Kircheis, Daniel Schnyder; Camilla Nylund, Peter Schreier, Henryk Böhm, Oliver Widmer und andere
Diese Aufnahme: © 2016
Berlin Classics 03008488C, im Vertrieb von Edel:Kultur

EINE FESTE BURG IST UNSER GOTT
Jubiläums-Edition Johann Sebastian Bach & Martin Luther. Gächinger Kantorei – Bach-Kollegium Stuttgart, Helmut Rilling
HÄNSSLER 2 CD HC16031, im Vertrieb von NAXOS

Govert Jan Bach über: Martin Luther und Johann Sebastian Bach – zwei grenzüberschreitende Genies
Gelesen von Dr. Andreas H. Wöhle
Ein Hörbuch mit Musikfragmenten einschließlich der vollständigen Aufführung der lutherischen Messen durch das Collegium Vocale Gent. Buch mit vier CDs
Uitgeverij Rubinstein, Amsterdam, 2017, ISBN 9789047623540, im Vertrieb von NAXOS

Luther und ich: Acoustic Colours
Kompositionen von Martin Luther, arranged by Stephan Griefingholt
Aufgenommen 2017
Acoustic Music Records 4013429115725, im Vertrieb von Rough Trade

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Stefan Temmingh & Capricornus Consort: Vivaldi

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 30. November 2017
Zuletzt aktualisiert: 20. Juli 2018

Vivaldi TemminghVIVALDI – Temmingh
Werke von Vivaldi (1678–1741) und Bach (1685–1750)
Stefan Temmingh, Blockflöten; Capricornus Consort, Basel
Aufgenommen im Mai 2017
ACCENT ACC 24332, Im Vertrieb von Note 1
…  eine Freude besonderer Art!…

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Farbenfroh sind Stefan Temmingh und sein Spiel – das wissen und bewundern wir seit einiger Zeit. Jetzt, wo er sich auf vorweihnachtliche Musik eingestellt hat und auf Vivaldi, wirkt er gar regelrecht bunt … und damit ist keineswegs nur seine Kledage gemeint. Stefan Temmingh hat die sechs Blockflötenkonzerte von Antonio Vivaldi eingespielt … und dazwischen mithilfe von „Präludien“ von Johann Sebastian Bach an die Endlichkeit des menschlichen Seins erinnert: „Liebster Jesu, wir sind hier“ – „Ach, was soll ich Sünder machen“ … Kontraste! Lebenslust und virtuoses Paraphrasieren, Umspielen und Jubilieren auf der einen und in sich gekehrtes Mahnen auf der anderen Seite: „Alle Menschen müssen sterben“ (BWV 643) … als wüssten wir das nicht!

Temmingh schreibt zu seiner Programmgestaltung: „Mich reizt diese Mischung von Geistlichem und Weltlichem enorm – dies ist vielleicht mein persönlicher Aufruf zu mehr Toleranz in der heutigen Welt.“ [Booklet] Ob mit der Werkauswahl wirklich ein Beitrag zur Völkerverständigung geleistet wird, darüber lässt sich freilich streiten. Dass das Nebeneinander und das Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Sphären aber belebend und vitalisierend Einfluss nehmen, kann nicht bestritten werden. Mehr noch: Knapp siebzig Minuten Blockflötenkonzerte von Antonio Vivaldi in Folge sind, um ein Goethe-Wort zu modifizieren, „schwer zu ertragen“ oder: Sie verlangen ein gewisses Maß an kontrastierender Abwechslung. Die hat Stefan Temmingh auf wunderbare Art und sehr wirkungsvoll in sein Programm eingebaut.

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Die Volkspianistin Elly Ney

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 19. Oktober 2017
Zuletzt aktualisiert: 07. April 2018

IMG 2881 KLEINMondscheinsonate – Die Volkspianistin
Elly Ney
Buch: 175 S. in drei Sprachen (englisch, französisch, deutsch) mit zahlreichen Fotos und Abbildungen
DVD: Mondscheinsonate – Die Volkspianistin Elly Ney, A Film by Axel Fuhrmann; Elly Ney performs: Ludwig van Beethoven, Sonate Nº 12 A Flat Major op. 26, A Film by Alfred Braun; ARTHAUS MUSIK DOCUMENTARY, Dok Fabrik
CD:
① Elly Ney & Friends perform: Mozart Chamber Music; ② Elly Ney und ihr Chauffeur: Recordings from the Limousine; Beide: ARTHAUS MUSIK, Dok Fabrik
Gesamtpaket: ARTHAUS NTSC 109336, im Vertrieb von
NAXOS
… ideale Möglichkeiten der Vermittlung …

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Am Abend des 14. Novembers 1940 sendete der Reichssender Berlin eine Aufnahme der „Mondscheinsonate“ von Ludwig van Beethoven. Zur gleichen Zeit starteten deutsche Bomber mit Kurs auf die englische Industriestadt Coventry, wo sie 56 Tonnen Brand- und 394 Tonnen Sprengbomben abwarfen. Beethovens Musik gab dem Luftangriff seinen Namen: „Operation Mondscheinsonate“. Die Interpretin war Elly Ney (1882–1968).

„Wir kämpfen für die Überlegenheit der deutschen Kultur“ meinte sie einmal, und: „Unsere deutsche Musik entstammt unserer Art und kann auch nur von Menschen unserer Art, vom deutschen Volk, erfasst werden.“

Elly Ney hatte von ihrer Mutter, die Klavierlehrerin war, ersten Musikunterricht bekommen. Studiert hat sie dann in Wien. Nach einer raschen und stürmischen Karriere vor allem in den USA ließ sie sich schließlich wieder in Bonn nieder, wohin sie als Fünfjährige, ihr Vater war dort Standesbeamter geworden, mit ihren Eltern gezogen war. Zur Welt gekommen war sie in Düsseldorf.

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Henryk Szeryng: Vivaldi Mozart

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 22. August 2017
Zuletzt aktualisiert: 30. November 2017

Henryk Szeryng: Vivaldi Four Seasons / Mozart Violin Concerto Nº 5 KV 219
Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim (unter der Leitung des Solisten)
Aufgenommen am 7.12.1969, erschienen 2017
SWR Music NAXOS SWR19041CD ℗ 1969, © 2017
Digitales Remastering der SWR-Originalbänder

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Szeryng Vivaldi Mozart CDHenryk Szeryng, geboren 1918 in Żelazowa Wola in Polen, dem Geburtsort von Frédéric Chopin, war Geiger. „Nebenbei“ sozusagen, war er auch Dozent für Streichinstrumente an der Faculdad de Música der Universität von Mexiko-Stadt und während des Zweiten Weltkriegs hat er zudem als Diplomat gearbeitet, als Verbindungoffizier für die polnische Armee auf französischem Boden. Später wurde er dann Sonderbotschafter des Staates Mexiko.

Aber natürlich ist er als Geiger in Erinnerung geblieben, vielen als Spezialist für die Solowerke von Johann Sebastian Bach, anderen für Kammermusik, etwa zusammen mit Artur Rubinstein, oder als Solist in klassischen Violinkonzerten von Beethoven, Brahms oder Paganini … um nur drei Beispiele von vielen zu nennen.

Henryk Szeryng war bekannt für seine einerseits minutiös präzise wie andererseits feinst differenzierte und abgestimmte Darstellung. Christoph Schlüren überschreibt seinen Text im Booklet der neuen CD mit „Vollendetes Tenuto, Balance der Gegensätze“ und beschreibt damit recht präzise „das musikalische Phänomen Szeryng“. Als Beispiel diene zunächst das Rondeau/Tempo di Menuetto, der dritte Satz des Mozart-Konzerts auf der neuen CD.

Dass Henryk Szeryng jede klangliche Nuance, die Mozart dem Solisten seines Konzerts abverlangt, liefert, muss nicht erwähnt werden. Und dass ein Rondo multiple Farben und Stimmungen bereithält, liegt in der Natur dieser musikalischen Form. Sie besteht aus einem wiederkehrenden Ritornell (A), das sich mit anders gearteten und meist kontrastierenden Abschnitten (B,C,D) abwechselt: A-B-A-C-A usw. Das Ritornell des Rondos von KV 219 trägt die Überschrift „Tempo di Menuetto“, womit sein Charakter weitreichend vorgegeben ist: „Das Menuett war der beliebteste Gesellschaftstanz an den europäischen Höfen von der zweiten Hälfte des 17. bis zum späten 18. Jahrhundert. Gekennzeichnet durch einen beschwingten lebhaften Dreiertakt spielte es zudem auch in der Instrumentalmusik des Barock und der Klassik eine bedeutende Rolle.“ (Carol Marsh in MGG 2, Sachteil Bd. VI, Sp. 121). Das Hauptthema des Ritornells entführt den Zuhörer in eine durch und durch traditionelle höfische Dreivierteltakt-Umgebung, um dann einen harschen Schwenk in eine exotische Moll-Szenerie vorzunehmen [Takt 132: Allegro], die der damaligen Mode entsprach – das Konzert ist 1775 entstanden. Mozart nimmt sogar eigene Ideen vorweg, wie Rudolf Gerber, der Herausgeber einer Partitur des Konzerts (Eulenburg, Zürich, Nº 717) meint: „Die a-Moll-Episode dieses Satzes läßt […] bereits das exotische Kolorit der „Entführung“ aufblitzen.“

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Carnevale 1729

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 16. August 2017
Zuletzt aktualisiert: 19. August 2017

Carnevale 1729 CDCarnevale 1729
Werke von Giacomelli, Orlandini, Albinoni, Porpora, Leo, Vinci
Ann Hallenberg, Mezzosopran, Il pomo d’oro, Stefano Montanari
Aufgenommen im September 2016, ℗ 2017
2 SA-CD PENTATONE PTC 5186 678, im Vertrieb von NAXOS
… Sie zelebriert und feiert diese Musik …

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Wie vor knapp dreihundert Jahren! Damals waren es beispielsweise die gefeierte Sängerin Faustina Bordoni (1697–1781), die spätere Ehefrau des Komponisten Johann Adolph Hasse (1699–1783), und die Sopranistin Francesca Cuzzoni (1696–1778) — heute ist es die Mezzo-Sopranistin Ann Hallenberg, die das Publikum mit ihrem betörenden Gesang in ihren Bann schlägt.

Der Karneval wurde – beginnend im späten Mittelalter –  in Venedig ausgelassen gefeiert … aber die Session (oder sagt man Saison?) 1728/1729 war eine besondere. Georg Friedrich Händel hatte lange die internationalen Sänger-Stars in seinem Londoner Operntheater engagiert, der Umgang mit den kapriziösen Künstlerinnen und Künstlern hat aber nicht nur seine Nerven aufgerieben, ihre immer höheren Gagenforderungen haben ihn auch an den Rand der Insolvenz getrieben. Händel sah sich gezwungen, das Theater zunächst für ein Jahr zu schließen und die Engagements zu kündigen. Die Primadonnen verließen London und einige fanden neue Anstellungen an den verschiedenen venezianischen Operntheatern. Im Jahr 1700 gab es derer übrigens sieben. Gleichzeitig gelang es einem der Häuser, den berühmtesten aller Kastraten zu engagieren, den legendären Sänger Farinelli. Mit diesem Coup waren die gefragtesten Gesangsstars mindestens für eine Spielzeit zusammen – nicht an einem Theater, aber in einer Stadt, in Venedig!
Im Teatro San Grisostomo wurde die Karnevals-Opernsaison 1728/1729 mit der tragedia per musica „Catone in Utica“ von Leonardo Leo eröffnet. Uraufführungsdatum: 26. Dezember 1728. Das Libretto stammt von Pietro Metastasio (1698–1782, eigentlich: Pietro Antonio Domenico Bonaventura Trapassi), der, wie wir wissen, Hofpoet am Kaiserlichen Hof in Wien war und unter anderem die textliche Urversion zu Mozarts und zu Antonio Caldaras „La clemenza di Tito“ geschrieben hat.

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PeterPaeffgen.com

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 04. Juli 2017
Zuletzt aktualisiert: 30. November 2017

Ein neuer Blog mit Beiträgen zu diversen Themen aus Kunst und Kultur. Von Peter Päffgen … und doch ohne Gitarre und Laute! Was ich sagen möchte, verkünde ich wie immer nicht ex cathedra als unumstößliche Wahrheiten, es sind nicht mehr als meine ganz persönlichen und oft sehr privaten Kommentare.

Nun habe ich, wie die meisten von Ihnen wissen werden, zwei Musikzeitschriften gegründet und viele Jahre als Verleger und Herausgeber bestimmt: „Gitarre & Laute” und „Concerto–das Magazin für Alte Musik”. Das mag Ihnen als Hinweis darauf dienen, welche musikalischen Präferenzen ich habe … aber bitte wundern Sie sich nicht, wenn's gelegentlich auch um grundsätzlich andere Themen geht. Ich wünsche Ihnen Vergnügen mit meinem Florilegium.

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Vivaldi: Vier Jahreszeiten … so oder so

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Geschrieben von Peter Päffgen
Kategorie: Gehört
Veröffentlicht: 01. Mai 2017
Zuletzt aktualisiert: 19. Oktober 2017

Vivaldi The Four Seasons Concerto Koeln

Vivaldi: The Four Seasons
Concerto Köln, Shunske Sato
Aufgenommen im Juni 2016
Berlin Classics [8 85470 00829 5], im Vertrieb von Edel-Kultur
… sehr bestimmt und entschlossen …

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Antonio Vivaldi: Die Jahreszeiten
Takako Nishizaki, Violine; Capella Instropolitana; Stephen Gunzenhauser
Aufgenommen im Juli 1987, erschienen 1987 und (in Neuauflage) 2017
NAXOS 8.550056D
… die meistverkaufte des Labels …

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Die „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi gehören in die Kategorie „Populäre Klassik“ oder auch „Klassik Light“ … fast wie „Peter und der Wolf“, „Die Moldau“ oder das „Concierto de Aranjuez“. Sie laufen in Aufzügen und überall da, wo’s klassisch und/oder italienisch klingen soll –  in Restaurants zum Beispiel, die als fein gelten wollen und in telefonischen Warteschleifen von Musikverlagen oder Rechtsanwälten. Die Jahreszeiten von Vivaldi sind natürlich gemeinfrei – es kostet also nichts, sich mit ihnen zu schmücken. Wie oft sie seit Erfindung der Schallplatte vor gut hundert Jahren aufgenommen worden sind, lässt sich nur schätzen. Norman Lebrecht vermutet, dass es bei Erscheinen seines Buches über die „klassische Tonträgerindustrie“ (Ausgespielt – Aufstieg und Fall der Klassikindustrie, Mainz 2007, S. 275) „über vierhundert“ waren: „Die Bandbreite reicht von der erbsensuppenartigen vollorchestralen Version eines Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmonikern bis zu den spartanischen sechzehn Instrumenten des Drottningholm Baroque Ensemble an der Schwedischen Eiskappe.“

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